Ein schöner Baustellensommer geht zu Ende

Herrinnenhalle

Ein schöner Baustellensommer geht zu Ende

Herrinnenhalle - © Wolfgang Lobisser
Die Frontseite des fertig gestellten Gebäudes im Oktober 2017 mit eingefügten Wänden und Türbereich.- ©W.F.A. Lobisser

 

Jetzt beginnt in Mitterkirchen tatsächlich unsere letzte Arbeitswoche für dieses Jahr. Bereits im letzten Jahr hatten wir den Rohbau – sprich das Gerüst bestehend aus Pfosten, Pfetten, Binderbalken, Firstsäulen und Rofen, sowie aus Streben und Latten fertig gestellt und mit einem Dach aus Lärchenschindeln versehen. In diesem Jahr haben wir nun alle Wandbereiche geschlossen, die Türen eingebaut, sowie einen Zwischenboden verlegt und dabei unser vorbereitetes Bauholz nahezu aufgearbeitet.

Diese Woche wird von den Gemeindearbeitern Mitterkirchens der Boden mit Stampflehmoberfläche eingebracht und in den Händen von Bauleiter Johann Kranzl ist diese Aufgabe auch bestens aufgehoben. Wir werden die nächsten Tage nutzen, um unsere Baustellendokumentation zu vervollständigen, aber auch um alle Werkzeuge zu putzen und einzuölen und insgesamt die Baustelle winterfest zu machen.

Abb.5-4 - ©W.F.A. Lobisser
Der fertige Rohbau im September 2016. Die Konstruktion besteht aus Pfosten, Pfetten, Binderbalken, Firstsäulen, Rofen, Streben und Latten. - ©W.F.A. Lobisser


An dieser Stelle erscheint es sinnvoll, einen kleinen Überblick zu den Holz-Ressourcen zu geben, welche wir insgesamt seit Juni 2016 verarbeitet haben. Alle Bauhölzer, die direkt mit dem Boden in Berührung kommen, wie Pfosten und Schwellbalken haben wir aus Eichenholz angefertigt, welches durch seinen hohen Gerbsäuregehalt den holzzersetzenden Kräften des Bodens lange Widerstand leiten kann.

Abb.1-
Die Eichenstämme für die Pfosten wiesen Durchmesser bis zu 60 cm auf. -


Wir haben die rechteckigen Konstruktionshölzer aus runden Stämmen heraus geschlagen und dabei vor allem Lappenbeile und Dechsel verwendet, die auch den Menschen der Eisenzeit vor etwa 2700 Jahren für diese Arbeit zur Verfügung standen. Insgesamt haben wir dabei 22 Stämme mit Durchmessern bis zu 60 cm und 25 Stämme mit Durchmessern bis zu 40 cm und einer Länge von etwa 5 m verarbeitet. Das entspricht insgesamt einer Holzmenge von etwa 25 großen Eichenbäumen oder 47 m³ dieser Holzart.
Abb.2-4
In der Eisenzeit wurden Bauhölzer vor allem mit Dechseln flächig überarbeitet. -


Für die horizontalen Pfettenbäume, die Binderbalken, die Firstsäulen, die schrägen Rofen, sowie für die Streben haben wir insgesamt etwa 25 Fichtenstämme mit Durchmessern bis zu 50 cm und 48 Stämme mit Durchmessern von etwa 25 cm und einer Länge von 7 m verwendet. Das entspricht einer Holzmenge von etwa 35 großen Fichtenbäumen oder ca. 49 m³ dieser Holzart. Allein für die Lattenhölzer wurden noch 140 kleinere Fichtenstämme mit Durchmessern von etwa 12 cm aufgewendet, eine Holzmenge von zusätzlichen 11 m³, die, wenn man sie alle hintereinander legen würde, eine Gesamtlänge von immerhin 980 m ergeben würde.

Abb.3-4
Lappendechsel und Lappenbeile auf Knieholzschäften bildeten ideale Werkzeugpaare, die sich optimal in ihren Möglichkeiten ergänzten. -


Für die Dachdeckung aus Lärchenholz haben wir insgesamt etwa 18.000 Schindel mit Längen von etwa 50 cm und Breiten zwischen 8 und 24 cm aufgewendet. Würde man alle hintereinander legen, so wäre die „Schindelstraße“ etwa 9 km lang. Um diese Schindel herzustellen, mussten etwa 20 große Lärchenbäume mit Durchmessern bis zu 70 cm verarbeitet werden. Derart gerade gewachsene und weitgehend astfreie Stämme dieses Durchmessers sind äußerst selten zu finden. Bei der Schindelherstellung hat man außerdem einen relativ hohen Abfallholzanteil. Insgesamt wurden so etwa 40 m² bestes Lärchenholz verarbeitet, um unser Dach eindecken zu können.

Abb.4-4
Zwischen 4 und 6 Tage dauerte es, einen rechteckigen Pfosten mit eisenzeitlicher Technologie zu fertigen. -


Für die Seiten- und Giebelwände, für Zwischenboden und Türen, sowie für die geplante Inneneinrichtung haben wir insgesamt noch etwa 30 Stämme mit Durchmessern bis zu 50 cm und Längen von 5 m veranschlagt. Das entspricht etwa noch 20 Stämmen oder 30 m³ dieser Holzart. So darf man zusammenfassend sagen, dass wir insgesamt etwa 47 m³ Eichenholz, 90 m³ Fichtenholz und 40 m³ Lärchenholz – insgesamt also 177 Kubikmeter aufwenden mussten, um das eisenzeitliche Hausmodell von Mitterkirchen im Maßstab 1:1 aufzubauen.

Abb.7
Der Altbauer Josef Dirneder gilt als der Entdecker des hallstattzeitlichen Gräberfelds von Mitterkirchen. Immer noch verfolgt er die Aktivitäten im Freilichtmuseum mit großem Interesse. -



 

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Gerüst Herrinnenhalle

16.05.2018 08:14