Zur Geschichte von Pfeil und Bogen

Grafik

Von Daniel Garulli, Armin Öller und Josch Weinbacher

Anlässlich der Aktionswoche "Internationaler Museumstag in OÖ" haben wir uns am 7. und 8. Mai im Keltendorf dem Thema „Pfeil und Bogen“ gewidmet. Die Idee zu dieser Ausstellung hatten wir letztes Jahr, als wir einen Bogenbau-Workshop wegen Corona absagen mussten. Das Programm kam so gut an, dass wir es heuer fest ins Programm aufnehmen wollten. Auch wenn die Ausstellung um Speere, Speer- und Steinschleudern erweitert wurde, konzentrieren wir uns hier auf den Kern unserer Ausstellung:

Die Anfänge von Pfeil und Bogen liegen im Dunkel der Vorgeschichte. Als älteste sichere Belege gelten die Pfeile aus dem Stellmoor (ca. 10 000 v. Chr.) und der Holmegaard-Bogen (ca. 8000 v. Chr.). Leider sind archäologische Funde von Bögen und Köchern selten - meist bleiben von der Ausrüstung eines Bogenschützen nur die Pfeilspitzen übrig. Manchmal findet man auch die Zierbeschläge von Köchern (z. B. aus Bronze). Besser erhaltene Exemplare von Bögen sind selten und stammen meist aus günstigen Böden wie den Mooren Nordeuropas.

Schon auf prähistorischen Felszeichnungen begegnet uns ein Bogentyp, der besonders ab der Klassischen Antike zu Berühmtheit gelangte: der Reflexbogen mit seinen zurückgebogenen Wurfarmenden. Normalerweise besteht dieser aus mehreren mit einander verleimten Materialien wie Holz, Horn und Sehnen (= Kompositbogen). Besonders aus dem griechisch-römischen Kulturkreis kennen wir auch schriftliche und bildliche Quellen von diesem (und anderen) Typen. In der Athener Vasenmalerei ist der Skythenbogen als frühe Form eines Reiterbogens sehr populär. Tatsächlich haben die Athener auch nach historischer Überlieferung skythische Bogenschützen eingesetzt. Das Verständnis der antiken Künstler und Schriftsteller von der Materie ist meistens trotzdem sehr begrenzt. In der römischen Kaiserzeit findet man schließlich immer wieder auch die Hornplatten von Bögen orientalischer Schützen im römischen Heer oder bei Reitervölkern. Typisch für diese jüngeren Kompositbögen waren außerdem die langen Hebel (Siyahs oder Ohren) an den Enden der Wurfarme. Durch diese wurde ein relativ weicher Auszug erreicht, sodass Bögen mit mehr Zugkraft gebaut werden konnten. Überreste eines Reiterbogens mit solchen Siyahs kennen wir z. B. aus dem Grab eines Awaren bei Simmering.

Während im Osten der Kompositbogen eine wichtige Rolle einnahm, überwogen in Europa weiter die meist nur aus einem Stück bestehenden Holzbögen. Im Unterschied zu den älteren Flachbögen der Urgeschichte besitzen die Langbögen der Spätantike und des Mittelalters einen runderen Querschnitt. Die Qualität der frühmittelalterlichen Bögen ist stark unterschiedlich mit teils schweren Fehlern. Deshalb geht man davon aus, dass die meisten Bogenschützen in dieser Zeit ihre Bögen selbst gebaut haben.

Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit wurde aus Pfeil und Bogen Massenware, vor allem durch die Bestrebungen der Engländer, deren Schützen im Hundertjährigen Krieg zu legendärer Berühmtheit kamen. Verschiedene Gewerke arbeiteten als Teil einer regelrechten Bogenindustrie an Einzelteilen wie Schäften, Pfeilspitzen, Bogensehnen, Hornnocken etc., um gemeinsam lange lagerbare Waffen und Munition herzustellen, zu bündeln und in Kisten vernagelt an Garnisonen, Fronten und auch Schiffe auszuteilen – wie die berühmte Mary Rose, in deren Wrack etliche Langbögen für die Nachwelt erhalten blieben.

In der Viktorianischen Ära wurden Pfeil und Bogen schließlich zum Sportgerät der englischen Elite. Bei Bogenturnieren wurden junge Damen in die Gesellschaft eingeführt und Verlobungen bekanntgegeben. Die Bögen dieser Zeit sind leichter zu spannen und weisen ein steifes Griffstück auf, um die Hand zu schonen. Schließlich ging es nun nicht mehr um Krieg, sondern um Erholung, gepaart mit der Romantik des 19ten Jahrhunderts, die sich an Themen und Motiven der Gotik erfreute.

Gegenstände auf einem TischMenschen, die auf einer Bank sitzenMenschen in einem Gebäude


27.05.2022 10:12